Katzengeschichten

Felix Regenblau erzählt


Mimi

"Wie kommt es eigentlich, daß du Felix Regenblau heißt", fragte Simone, "und daß du so ein leuchtend bläuliches Fell hast, wie ich es noch nie gesehen habe?" "Ja, das kann ich dir erzählen", fing der Kater mit einem behaglichen Schnurren an: "Das kam so: Ich war noch klein, erst ein paar Monate alt, hatte noch ein ganz schwarzes Fell und war sehr verspielt. Ich hatte schon einiges übers Glücklichsein gelernt, aber manchmal war ich auch noch sehr unglücklich. Manchmal, wenn die Milch zu kalt oder zu warm war, wenn mir die Vögel, die ich fangen wollte, entwischten, wenn die Dinge nicht so waren, wie ich es wollte, dann war ich ein kleiner mißgelaunter Kater und fertig mit der Welt." "Oh!", seufzte Simone verständnisvoll.

"Da geschah es eines Tages: Ich war allein im Haus und spielte an einem Fenster, das in einen Lichtschacht führte. Plötzlich kam ein Unwetter auf; es donnerte, ich verlor das Gleichgewicht und fiel einige Stockwerke tief in den Lichtschacht. Ein Schrecklaut durchfuhr Simone, doch Felix beruhigte sie: "Als gute Katze war ich auf allen Vieren gelandet und mir war nichts passiert. Nach der ersten Panik, mit der ich die Wände hochsprang, besann ich mich auf das, was ich gerade sowieso am Lernen war: Wenn man etwas ändern will, muß man erstmal die gegebene Situation als gegeben annehmen - auch wenn sie einem noch so unkatzig erscheint. Ich entspannte also so gut ich das damals schon konnte und sagte mir: ›Es ist okay, du steckst also in diesem Lichtschacht und möchtest gerne heraus.‹

Dann schaute ich mir in aller Ruhe den Lichtschacht an. Es war ein schöner Lichtschacht. Die ersten offenen Fenster waren jedoch unerreichbar für mich. Alles Entspannen und erneut Hinschauen half nichts: Es gab keinen Ausweg. Und das schlimmste war: es goß wie aus Badewannen. Auf dem Boden stand schon das Wasser. Ich war naß, wie eine Katze das niemals sein will, und begann vor lauter Kälte zu zittern."

"Ach du meine Güte!", rief Simone, "und was hast du da gemacht?" - "Ich habe mich hingesetzt und die Augen zugemacht! " - "Was?" - "Ja - als ich merkte, daß ich mich auch nirgends drunter setzen konnte, war mir klar, daß mir nichts anderes übrig blieb, als die Situation so anzunehmen, wie sie war." - "Ja und dann?"

Ich entspannte ganz tief in mich hinein und spürte gleichzeitig meinen Wunsch nach Wärme. Das Zittern erfaßte mich immer mehr, bis ich ein einziges Zittern, Vibrieren und Beben war. Ich entspannte immer mehr, das Vibrieren wurde immer feiner und feiner, und plötzlich wurde mir von innen her warm! Es begann regelrecht wohlig zu glühen! Dieses warme Glühen begann sich in mir auszudehnen, und gleichzeitig begann die ganze Welt, in mich hineinzuströmen. Zum Schluß gab es nur noch einen kleinen kalten Winkel in meinem Kopf, der sich gegen dieses starke Hereinströmen verwahrte.

Strömen wurde immer stärker und schließlich platzte die Wärme in diesen letzten kalten Winkel hinein. In dem Moment, in dem ich ganz von diesem warmen Glühen ausgefüllt war, in dem Moment war ich vollkommen von Glück erfüllt. Ich war ein anderer geworden." Es gab eine Pause, in der Simone ihn nur mit großen Augen und offenem Mund anschaute. Nach einer Weile stotterte sie dann: "Ja und....und dein Fell? Und wie bist du wieder rausgekommen?"

"Seit diesem Tag im Lichtschacht hat mein Fell diesen blauen Farbton. Und die Leute, die mich aus dem Lichtschacht holten, die nannten mich von da an Felix Regenblau ... " Felix Regenblau kringelte sich zu einem Kreis zusammen. Er schnurrte wohlig bis in die leise bebenden Schnurrbartspitzen. Der Vollmond tauchte den Kater in sanftes Licht und gab seinem blauschimmernden Fell silbrige Spitzen.

Ein Jahr später, als die drei wieder in ihrem Land waren, sollte übrigens ein neuer Brauch um sich greifen. Jedesmal, wenn jemand in einer ausweglosen Situation war, sagte man ihm: "Du bist wohl in einen Lichtschacht gefallen!?" Der machte dann die Augen zu und ließ sich nach innen fallen. Viele fanden so ihr inneres Licht. Aber das erzählen wir ein andermal.



Katze und Hase streichen ihre Wohnung


Felix

Mimi ist eine schwarze Katze. Nur ihre Pfoten und ihre Brust sind weiß. Hasan ist ein weißer Hase. Seine Ohren stehen immer aufrecht. Nur wenn er traurig ist, ist ein Ohr geknickt.

Mimi und Hasan wohnten in einem sehr alten Haus.Von den schmutzigenWänden blätterte schon seit langer Zeit die Anstrichfarbe ab. Da beschlossen die beiden Tiere, Wände und Decken zu streichen. Aber welchen Farbton sollten sie wählen? Vielleicht blau und rot oder doch lieber grün und gelb? Hasan meinte:"Wir streichen alles weiß,das ist am schönsten." Mimi war aber anderer Meinung:"Du meinst wohl, nur weil du ein weißer Hase bist, muß ales weiß sein." "Ich könnte mir vorstellen, daß du lieber schwarze Wände und Decken hättest, nur weil du zufällig eine schwarze Katze geworden bist", entgegnete der Hase. "Schwarz würde mir tatsächlich besser gefallen als weiß.Aber um nicht weiter zu streiten, schlage ich vor, wir gehen zu einem Farbengeschäft. Ein Fachmann kann uns dort sicher gut beraten." Die Idee war gut und so gingen der Hase und der Hase zu einem Farbengeschäft.

Der Verkäufer hörte sich das Problem der beiden aufmerksam an und sagte:"Grundsätzlich kann jede Farbe genommen werden. Aber der Farbton sollte zu den Tieren, die in den Räumen wohnen auch passen. Einem Papagei würde ich bunte Decken und Wände empfehlen. Das paßt zu ihm und er fühlt sich in den Zimmern dann auch sehr wohl. Jeder Fuchs oder Dachs streicht seine Wohnung braun. Braun wie die Erde in seinen Unterirdischen Gängen. Ein Vogel würde seine Zimmerdecke sicherlich blau streichen. Blau ist auch der Himmel. Die Wände könnten dann grün wie die Wiesen und Wälder sein."

Das verstanden Mimi und Hasan und die schlaue Katze fragte den Verkäufer:"Und wie wäre es, wenn wir alles in schwarzen und weißen Steifen streichen würden, das paßt doch dann zu uns beiden?" Da mußte der Verkäufer herzhaft lachen:"Ihr seid doch keine Zebras! An eurer Stelle würde ich das eine Zimmer schwarz und das andere weiß malen. Dann hat Mimi ihr schwarzes und Hasan sein weißes Zimmer. Und wenn ein Tier eine ander Farbwe sehen möchte, kann es in das zweite Zimmer gehen und hat die gewünschte Abwechslung."

Hasan und Mimi sahen sich begeistert an und sagten:"So machen wir es!" Der Verkäufer gab den beiden Tieren, was sie zum malern brauchen würden: Je einen Kübel mit weißer und mit schwarzer Farbe. Außerdem kleine und große Pinsel. Die Farbkübel waren sehr schwer zu tragen und Mimi und Hasan waren erschöpft, als sie zuhause ankamen.

In den beiden Zimmern, die gestrichen werden sollten, standen Betten, Schränke, Tische, Stühle, Teppiche und viele Spielsachen. Dies alles mußten Mimi und Hasan aus den Zimmern tragen. Zuletzt hängten sie die Vorhänge ab, dann waren beide Räume völlig leer.

Durch diese anstrengende Arbeit bekamen beide großen Durst. Mimi trank eine Tasse Milch und Hasan ein Glas Karottensaft. Dann konnte es losgehen. Hasan begann Mimis Zimmer zu streichen. Er nahm den Deckel des Kübels ab, tauchte einen großen Pinsel in die pechschwarze Farbe ein und strich zuerst die Decke, dann die vier Wände des Katzenzimmers. Hasan gab sich große mühe, deshalb dauerte es lange, bis Hasan alles schwarz gestrichen hatte. Als er fertig war, wunderte er sich, warum die Katze laut lachte. Als Hasan darauhin in den Spieegel blickte, wußte er, warum Mimi sich über ihn lustig machte. Der ganze Hase war jetzt nicht mehr weiß, sondern überall am Körper voller schwarzer Farbe, die von der Decke auf ihn getropft war. Hsasn erschraksehr, beide Ohren waren geknickt und er weinte jämmerlich und herzerweichend.

Mimi hatte aber schon das Wasser in die Badewanne einlaufen lassen. Hasan sprang in die Wanne, so daß nur noch sein langen Ohren aus dem Wasser ragten. Mimi seifte den Hasen ein und bürstete sein Fell. Die Farbe war aber so tief in das Fell eingedrungen, daß Hasans Fell nicht mehr ganz weiß wurde. Jetzt war er ein grauer Hase.

Nun kam Mimi an die Reihe. Sie mußte Hasans Zimmer weiß streichen. Innerlich lachte jetzt Hasan schon schadenfroh und er freute sich, beobachten zu können, wie das schwarze Katzenfell von Mimi durch die weiße Farbe weiß werden würde. Hasan hatte sich allerdings getäuscht. Dazu war die Katze viel zu schlau, den gleichen Fehler wie der Hase zu machen. Hasan traute deshalb seinen Augen kaum, als er sah, wie Mimi die Decke strich: Mimi band den Pinsel an eine lange Stange und tauchte den Pinsel nicht so tief in die Farbe ein wie Hasan es tat. Dadurch war wenuger Farbe auf dem Pinsel und es tropfte fast gar nicht. Dann legte sich Mimi mit dem Rücken auf den Boden und strich mit der langen Stange und dem Pinsel auf der Spitze die Decke. Die wenigen Tropfen, die herunterfielen, fing Mimi mit ihrer Pfote auf. Da aber ihre Pfote weiß war, verfärbte sich ihr Fell nicht in eine anderen Farbton. Alle Tropfefn konnte sie natürlich nicht fangen, manche fielen deshalb auf ihre Brust und die war schon weiß. Als Mimi mit dem streichen fertig war, sah Mimi genauso schwarz wie vorher aus. Weiße Pfoten und eine weiße Brust hatte sie schon immer.

Hasan war sehr enttäuscht darüber. Zugerne hätte er das Katzenfell mit Seife abgebürstet. Er ärgerte sich sehr über seine Ungescicklichkeit und Dummheit. Von nun an mußte Hasan jeden morgen und jeden abend in die Badewanne hüpfen und sich von seinen langen Ohren bis zu den Pfoten waschen. Nach einigen Wochen war sein Fell wieder so schön weiß und flauschig wie früher.

Beide Tiere hatten nun ein neu gestrichenes Heim. Sie fühlten sich darin sehr wohl und sie waren sehr glücklich darüber. Außerdem hatten sie ein Erlebnis, über das sie noch jahrelang lachen mußten.



Katzengeschichten Startseite Fahrschulerlebnisse


© KK